Im Sommer 2015 begann ich den „Regenbogen“ von Helmut Friedrich Krause zu lesen, und es war mir ein geschlagenes Jahr kaum möglich, nicht wieder und wieder (fast täglich) in diesem fulminanten und doch einfach und bescheiden daherkommenden Werk zu lesen.
Auch jetzt möchte ich das Buch in meiner Nähe haben, lese hin und wieder einzelne Passagen fast wie in einem Kompendium, das man zu spezifischen grundsätzlichen Themenstellungen befragen kann. Ich habe das Gefühl von unerschöpfbarem Lesen, einem Lesen, das auch immer wieder überraschende Einblicke ermöglicht, so als läse man etwas zum ersten Mal.
Meine langjährige Suche in den spirituellen Traditionen und den Neobewegungen der Gegenwart, in künstlerischer und (populär)wissenschaftlicher Literatur, in politischen Bewegungen unserer Zeit nach Haltbarem, das auf eine sinnvolle und friedliche Zukunft von Menschheit und Erde verweist, hatte viele Einsichten gebracht, die das atheistische Weltbild, mit dem ich in Kindheit und Jugend aufgewachsen war, für mich gründlich aus den Angeln gehoben hatten. Dennoch kam ich nur phasenweise zu stimmigen Gesamtbildern vom Weltganzen, die sich dann wieder verflüchtigten oder nur in Bruchstücken erhalten blieben. Aufzuhören, nach dem Gesamtzusammenhang des Lebens und der Sinnachse der Existenz zu fragen, war mir immer nur für kurze Zeit gegeben. Dann setzte der innere Suchmechanismus wieder ein – ob ich wollte, oder nicht. Zeitweise fühlte ich mich in den letzten Jahren in einer Art „spirituellem Niemandsland“, in einer geistigen Einsamkeit, die ich einfach nicht überbrücken konnte; ich fand keinen Anschluss mehr – so wie früher – an Ideen oder Menschen und zweifelte an vielen gewonnenen Überzeugungen. Dabei geriet ich immer wieder in Situationen, die mich die Sinnhaftigkeit meiner eigenen Existenz und die Lösbarkeit der einschlägig bekannten Weltprobleme generell in Frage stellen ließ.
Die Annäherung an das Werk und das Leben Helmut Friedrich Krauses gelang mir über die Lektüre der Tetralogie von Jochen Kirchhoff und seine als Videos veröffentlichten Vorlesungen und Gespräche zu naturphilosophischen Themen. Hier entdeckte ich viele Sinnbezüge, die mir einerseits neue Horizonte eröffneten (z.B in Richtung einer fundierten Kritik der Naturwissenschaften) und andererseits auf eine Tiefenresonanz in mir stießen, die ich in dieser Intensität nicht erwartet hatte. Einen Teil der Arbeit von Jochen Kirchhoff kann man als Erläuterung und Vertiefung der Aussagen von Helmut Friedrich Krause verstehen.
Die Lektüre der Werke Helmut Friedrich Krauses konfrontierte und konfrontiert mich als offenen und aktiv mitdenkenden Leser mit der Tatsache, dass es einem Menschen tatsächlich gelungen ist, den „gordischen Knoten“ zu durchschlagen und Gottes-, Welt- und Selbsterkenntnis in einer faszinierenden und doch auch mit guter Bodenhaftung verbundenen Weise konkret anzustreben, nach und nach zu erfahren und auch darzustellen, und das, ohne in einer Positur etwaiger Unfehlbarkeit zu erstarren oder in Größenwahn zu verfallen. Diese Leistung ist einmalig und großartig. Sie fand auch auf der Basis eigenständiger Bildungsanstrengungen statt und auf einem hohen Niveau so erworbenen, umfassenden Wissens. Sie inspiriert mich, und sie legt natürlich auch die Messlatte höher, vielleicht überhaupt erst in die „richtige Höhe“, an der man sein eigenes Tun und Lassen als Mensch misst.
Auf eine ganz bestimmte Weise beginnt mein Weg erst jetzt. Ich stehe an einem Anfang, und es erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, das zu erleben, durchaus auch genussvoll, denn „die Wahrheit ist einfach und schön“. Dass sie nicht allzu viele Freunde hat, ist bekannt. Dass Einfachheit in echtem philosophischen Sinn natürlich nicht Undifferenziertheit oder Flachheit bedeutet, dies sei besonders betont.
Wenn sich ein Mensch ernsthaft und mit aller zu Gebote stehenden geistigen Redlichkeit für das Erkennen unser wahren Lage auf der Erde, für ein weites und stimmiges Gesamtbild des Lebens und für den kosmischen Zusammenhang unserer Existenz interessiert, dann kann er meiner Meinung und meinem Erleben nach in der Arbeit von Helmut Friedrich Krause echte Orientierung finden – die ihn auch auf sich selbst als Quelle von Wissen und Weisheit zurückwirft, aber ihn auch anspornt, den Weg echter Selbsterkenntnis bis zum Ende zu gehen. –
Uli Fischer
Bad Reichenhall, am 19.2.2017
Zusatz am 19.6.2018
Diese Orientierung ist auf die Aktivierung und Verwirklichung des je eigenen, ganz individuellen Weges ausgerichtet, den das eigene Leben unverwechselbar darstellt.
Zusatz am 1.11.2021
Die Ereignisse rund um die sogenannte Corona-Krise lassen sich gut aus der Perspektive des „Regenbogens“ – im Grundsätzlichen – erklären, sowohl in endzeitlicher Hinsicht als auch in Hinsicht auf die Generalkritik an den modernen Naturwissenschaften und der mit ihr verbundenen Mega-Technik.
(Die Rückdatierung des Artikels auf den 13.6.2016 ist kein Versehen; sie ist in erster Linie der Beitrags’hierarchie‘ geschuldet, in zweiter Linie eine Reminiszenz an den Geburtstag von Helmut Friedrich Krause am 13.6.1904.)